Cozy Corner Sketches mit Ekaterina: Interview mit Live Illustration.
Der Sommer ist zu Ende, und ich merke, wie ich langsam anfange, nach neuer Inspiration zu suchen, um die dunkleren Monate gut zu überstehen. Es ist diese Zeit des Jahres, in der ich mich gerne mit Dingen beschäftige, die mich wirklich mitreißen und mir Freude bereiten.
Musik ist eine echte Endorphin-Spritze – vor allem, wenn sie nicht nur aus Kopfhörern kommt, sondern direkt aus der Umgebung. Aus den tiefen, eindrucksvollen Klängen von Glocken, aus der kraftvollen Orgel, die den Raum erfüllt, oder aus einem Orchester, dass den ganzen Körper vibrieren lässt. Da, wo man Musik mit allen Sinnen spürt - da gibt sie einem am meisten Kraft...
Mit allen Sinnen und in allen möglichen Facetten Musik leben: mein Gast bei diesem Cozy Corner Sketches ist Ekaterina Porizko und über unsere Begegnung und ihre (Hin)Gabe möchte ich hier schreiben. Wie immer, mit Eindrücken auf Papier - in Live Illustrationen, in denen ich sie bei unserem treffen portraitiert habe.
Ein Kennenlernen im Glockenturm: Ekaterina färbt den Marktplatz in Stuttgart mit Glockentönen.
Ich erinnere mich noch genau, wie ich ohne jegliche Vorstellung und Erwartung, mich für die Besichtigung des Glockenturms am Rathaus in Stuttgart angemeldet habe. Diese war von dem Verein für Kirchenmusik organisiert. Wir warteten oben im Rathausturm inmitten von den massiven Glocken, und ich dachte mir: Was weiß ich eigentlich über Glockenmusik? Ehrlich gesagt – gar nichts.
Dann trat sie in den Raum – in einem eleganten, schwarzen Mantel – und mit ihr änderte sich sofort die Stimmung. Sie füllte den Raum mit ihrer Ausstrahlung und zog unsere volle Aufmerksamkeit auf sich. Es war so, als ob man kurz vor einem Auftritt auf der Theaterbühne steht. Ihre Worte und die etwas düstere und majestätische Erscheinung der Glocken hatten etwas Geheimnisvolles, und ich bekam eine Gänsehaut, als sie uns die verborgenen Facetten der Glockenmusik näherbrachte. In diesem kleinen Raum, in dem sie mit wenigen Tasten die riesigen Glocken bediente, verwandelte sich das Ganze in eine lebendige Demonstration – und ihre Begeisterung hat sich auf mich sofort übertragen.
Ekaterina erklärte uns, dass eine Glocke tatsächlich wie ein festliches Gewand aufgebaut ist – mit Namen für jedes Detail: die Krone, der Rock... Das Glockenspiel, mit dem ich vor unserer Begegnung noch gar keine Berührungspunkte hatte, wurde plötzlich nahbar und zugänglich.
Am Ende der Führung konnte ich nicht anders, als auf sie zuzugehen. Ich wollte unbedingt mehr über diese besondere junge Frau und ihre Leidenschaft erfahren. Also fragte ich sie, ob ich ihre Geschichte in meinen Cozy Corner Sketches erzählen dürfte. Ich wollte dabei Ekaterinas Liebe zur Musik im Interview mit Live Illustration festhalten. Zu meiner Freude stimmte sie sofort zu.
Karalion in Klaipeda 2015.03.06 - Youtube Kanal von Ekaterina Porizko
Dann haben wir uns verabredet und uns ein paar Tage später in Stuttgart West getroffen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich dabei die Chance habe, eine wahre Künstlerin, die ihr ganzes Leben ihrer Leidenschaft Musik gewidmet hat - schon seit sehr frühen Jahren illustrartorisch einzufangen.
"Hidden Gem" in Stuttgart West: das Café Siebenundsechzig mit seinem verstecktem "Wohnzimmer"
Drei Tage nach unserer Begegnung im Glockenturm haben wir uns in Stuttgart West getroffen. Ich war gespannt darauf, Ekaterina besser kennenzulernen, und ehrlich gesagt, war ich auch ziemlich beeindruckt von der Gelegenheit, eine Künstlerin zu porträtieren, die ihr Leben so konsequent der Musik gewidmet hat.
Wir trafen uns im Café Siebenundsechzig, das ich erst vor Kurzem nach einer Yoga Stunde entdeckt habe. Ich hatte mich auch sehr auf den Karottenkuchen gefreut – und er war wirklich fantastisch – aber ich musste zwischendurch, mit vollem Mund und voller Begeisterung, immer wieder nachfragen: „Wirklich? Das hast du alles gemacht Ekaterina?"
Bevor ich weitererzähle, möchte ich kurz das Café beschreiben.
Liebe Leserschaft, ihr kennt es doch bestimmt, dass man sich über etwas am meisten freut, wenn man es gar nicht erwartet. Von außen sieht das Siebenundsechzig aus wie ein typisches Eckcafé, wo man sich einen schnellen Kaffee in Barista Qualität holt und diesen draußen oder innen neben der Bar Theke trinken kann. Aber wenn man erst mal reingeht, entdeckt man mehr Räume, die ebenso wie der Einagnsbereich richtig farbenfroh und mit viel Liebe zum Detail gestaltet sind! Hinter der Theke gibt es weitere, auf den ersten Blick "versteckte" Räume. Simona, die Besitzerin, zeigte mir den hinteren Raum mit einem runden Tisch und einer großen Lampe darüber – perfekt für einen kleinen Workshop oder Spieleabend. Da dachte ich: Das ist der ideale Ort für mein Format Cozy Corner Sketches. Also verabredeten wir uns hier für das Treffen mit Ekaterina. Dieses Café ist mein "Hidden Gem" in Stuttgart West - von der Straße aus gut ersichtlich, jedoch wenn man reingeht, entdeckt man viel, womit man nicht rechnet!
Ekaterinas Liebe zur Musik im Interview mit Live Illustration: der Weg zu ihrem Traum.
Wir hatten nicht viel Zeit, weil Ekaterina an dem Tag viele Termine in Stuttgart hatte – unter anderem zur Organisation des internationalen Carillon Festivals, das nächstes Jahr in Stuttgart stattfinden wird. Ich begann ganz klassisch mit der Frage, wie sie zur Musik gekommen ist. Zuerst dachte ich, sie sei nur auf Glockenmusik spezialisiert, aber das war weit gefehlt. In ihrem Alltag jongliert sie mehrere Projekte und Aufgaben gleichzeitig, und das alles mit so viel Energie, dass das regelmäßige Pendeln zwischen Stuttgart, Dortmund und auch internationalen Destinationen gar nicht so eine große Rolle für sie spielt.
Ekaterina ist nicht nur Gründerin und künstlerische Leiterin des internationalen Glockenspiel-Festivals „Turm und Klang“ in Esslingen und des MeerMusik-Festivals in Meerbusch, sondern auch Referentin für Kirchenmusik der evangelischen Kirche im Rheinland und Gründerin und künstlerische Leiterin des „Klassik, aber frisch“ gemiennützliches Unternehmengesellschaft. Und ja, das Glockenspiel im Stuttgarter Rathaus, bei dem wir uns getroffen haben, gehört auch zu ihrem Aufgabengebiet.
Jeden Montag Morgen (3 A.M) Düsseldorf - Zürich: der Flug zu ihrem Traum Dirigentin zu werden
Es wäre wahrscheinlich ein kleines Buch, wenn ich alle Stationen von Ekaterinas Karriere im Detail aufschreiben würde. Deshalb will ich mich hier auf einen besonderen Meilenstein konzentrieren: Vor etwa vier Jahren hat sie sich einen lang ersehnten Traum erfüllt – sie wollte Dirigentin werden. Bei all ihren Aufgaben als Referentin für Kirchenmusik, Carillonneurin, Gründerin von Glockenspiel-Festivals und künstlerische Leiterin von „Klassik, aber frisch“ war das ein großer Schritt. Vor allem, weil die Dirigentenwelt nach wie vor stark von Männern dominiert wird und die Möglichkeit das zu studieren sowieso nicht vor der Haustür lag.
Doch Ekaterina brannte so sehr für diesen Traum, dass sie eine berufsbegleitende Fortbildung in Zürich in Angriff nahm – an ihren freien Montagen. Eine echte Herausforderung, aber genau die richtige Gelegenheit für sie. Jeden Montag klingelte der Wecker um 3 Uhr morgens, und in wenigen Stunden saß sie im Flieger von Düsseldorf nach Zürich, um dort Orchesterleitung zu studieren.
Nach den langen Studien-Montagen Tag kehrte sie abends wieder zurück nach Düsseldorf, um am nächsten Tag direkt in ihren regulären Job weiterzumachen.
Und so lief das drei Jahre lang, jeden Montag.
Als Ekaterina schließlich ihr Zertifikat in der Hand hielt, war das für sie noch nicht genug. Jetzt, wo sie ihre Leidenschaft für das Dirigieren weiter entfalten konnte, beschloss sie, das Thema noch tiefgehender zu studieren. Sie begann einen Master in Orchesterleitung an der Litauischen Musik- und Theaterakademie in Vilnius. Diese klare Vision, eines Tages Dirigentin zu sein, hat sie all die Jahre vorangetrieben – und als sie schließlich ein Presidenten-Orchester in Vilnius mit 60 Musikern dirigierte, wusste sie: Ja, es hat sich gelohnt.
Ihre Projekte und Ziele geben ihr die Energie, immer weiterzumachen. Ihr nächstes großes Vorhaben? Einen Studiengang für Carillonneure an der Stuttgarter Hochschule für Musik ins Leben zu rufen. Wenn das gelingt, wird Stuttgart in Zukunft sicher noch mehr von Ekaterinas einzigartiger Arbeit profitieren.
Jedes Mal, wenn ich an dem Rathaus vorbeigehe und die Glocken erklingen, kann ich inzwischen die Melodien erkennen und verstehen, wie das alles entsteht – dank der Begegnung mit diesem unglaublichen Multitalent im Glockenturm.
Meine Patentante hatte damals versucht, mir Klavierspielen als Kind beizubringen. Ihr Klavier stand im Wohnzimmer, und ich erinnere mich noch, wie ich immer dachte, dass ich es verstimmen könnte, sobald ich nur eine Taste anschlage. Vielleicht lag es an meiner Ungeduld schnelle Fortschritte zu machen – Musik zu studieren, das braucht eben Hingabe und sehr viel Übung!
Tipps für die dunkle Jahreszeit
Youtube Kanal von Ekaterina Porizko
Natürlich habe ich Ekaterina auch gefragt, ob sie im Herbst, wenn es früher dunkel wird, eine bestimmte Art von Unterstützung braucht – so wie viele von uns, die anfangen, ihre Wohnungen zu dekorieren, um ein bisschen Gemütlichkeit reinzubringen. Zu meiner Überraschung meinte sie, dass gerade diese dunkle, trübe Stimmung für sie eine echte Inspirationsquelle ist. Sie liebt den Winter, und genau diese Mischung aus Dunkelheit, Kälte und grauer Atmosphäre gibt ihr Energie – fast so, wie andere Menschen Energie aus einem Urlaub in der Karibik schöpfen.
Ich kann das gut nachvollziehen. Wenn man seine Leidenschaft jeden Tag lebt und das von Herzen kommt, braucht man kein zusätzliches "Doping" für die dunkleren Jahreszeiten. Diese innere Leidenschaft ist wie ein dauerhaftes Vitamin, das sie durch den Winter trägt.
Trotzdem habe ich eine kleine Idee für trübe Abende, die vielleicht auch anderen Freude bereiten könnte: Kirchenkonzerte! Es gibt so viele davon, und viele sind kostenlos oder auf Spendenbasis. Ich selbst gehe da sehr gerne hin und habe über die Kirchenmusik Community letztlich Ekaterina kennengelernt.
Man kann ganz leicht herausfinden, wann in der Stadt Kirchenmusikabende stattfinden, und einfach dazustoßen. In Stuttgart ist das Niveau der Aufführungen oft beeindruckend. Besonders die Konzerte in der St. Fidelis, auch Station S genannt, sind großartig – dort wird Musik in einer wunderbaren sakralen Atmosphäre mit Elementen der Achtsamkeit kombiniert. Lasst euch also von der Kraft der Orgel und den Chören an dunklen Abenden aufladen und genießt diese trübe Jahreszeit, die so viel Inspiration bieten kann!
Webseite und Vernetzungsmöglichkeit:
Webseite: https://porizko.de/
Instagram: https://www.instagram.com/eporizko/
Behind the Scenes
Ich bin wirklich dankbar, dass Ekaterina so offen war und wir diese besondere Begegnung hatten. Es ist einfach toll, in das Leben und die Geschichten anderer Menschen einzutauchen und ihre Energie nach außen zu tragen. In ihrem weißen Kleid wirkte sie fast wie ein Engel – ein helles und klares Symbol. Genau das wollte ich auch in meinen Skizzen festhalten, mit Farben und schnellen Strichen, die diese Kraft einfangen.
Ein besonderer Dank geht an die wunderschönen mit Liebe gestalteten Räume und das Hosting bei Café "Siebenundsechzig". Ich bin so gerne bei euch - ob nach dem Morning Yoga oder bei Begegnungen mit solchen talentierten Menschen wie Ekaterina.
Eine Herzensempfehlung von mir an alle, die guten Kaffee und leckere Kuchen in schöner Atmosphäre mögen!
Autoren: Inha Barsukova & KI
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Bildquellen: Inha Barsukova, Ekaterina Porizko, Cafe Siebenundsechzig